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Zwei Jahre Fairwindel – Zwischen Windelforschung und Wickeltisch

Fairwindel feiert ein kleines Jubiläum: Zwei Jahre sind vergangen, seit die Idee von der “Pro-Test-Windel” Realität wurde. Inzwischen haben Kathrin und Dominic tausende Windeln verkauft.
Ein guter Zeitpunkt, um zurückzuschauen aber natürlich auch, um einen Blick in die Zukunft zu wagen: Kann die Vision von der vollständig kompostierbaren Windel Wirklichkeit werden?

Judith unterstützt uns seit Mai 2017 im Marketing und hat uns zur Fairwindel-Geschichte Löcher in den Bauch gefragt:

Was war für Euch der Auslöser, an den normalen Wegwerfwindeln zu zweifeln?

Kathrin: Wir sind damals das zweite Mal Eltern geworden und haben mit Erschrecken festgestellt, wie hoch der Anteil der Windeln an unserem Hausmüll ist. Die Tonne füllte sich Tag für Tag. Und als Dominic bei seiner Recherche herausfand, was alles in Wegwerfwindeln drin ist, wussten wir, dass wir nicht länger konventionelle Windeln verwenden wollen.
Dominic: Wir waren regelrecht erschrocken, wie wenig die Eltern über die Windeln wissen. Und selbst wenn sie mehr gewusst hätten, es gab keine echte ökologische Alternative.

Was genau hat euch an den konventionellen Wegwerfwindeln so gestört?

Kathrin: Als Mama haben mich vor allem zwei Dinge gestört: der störende Chemiegeruch beim Öffnen der Windelpackung und der Gedanke, mein Baby den ganzen Tag in einer Chemiebombe liegen zu haben. Zum anderen hat mich unsere ständig übervolle Mülltone gestört, deren Inhalt zu ⅔ nur noch aus Windeln bestand.

Nicht jeder Bürger entwickelt ein neues Produkt, weil er mit den Bestehenden unzufrieden ist. Was hat Euch angetrieben, diesen Weg so konsequent zu gehen?

Dominic: Zuerst war es eine Idee, die immer konkreter wurde. Bei Gesprächen mit anderen Eltern sahen wir das aktuelle Bedürfnis für die Fairwindel. Die vielen Zusprüche haben uns definitiv angetrieben und unsere Überzeugung, eine bessere Welt für unsere Kinder zurückzulassen.

Warum seid Ihr nicht einfach auf Stoffwindeln umgestiegen?

Kathrin: Wenn ich ganz ehrlich sein darf: Ich war zu bequem. Mit zwei Kindern ist unsere Waschmaschine bereits im Dauerbetrieb gelaufen. Parallel lief der Hausbau und wir waren froh über jede Stunde, die uns als Familie und für Freizeit zur Verfügung stand.
Dominic: Die knappe Zeit war definitiv ein Argument gegen die Stoffwindeln. Ich war damals noch angestellter Abteilungsleiter und freie Zeit war ein knappes Gut.

Was war für Euch der glücklichste Moment in zwei Jahren mit Fairwindel?

Kathrin: Es gab viele glückliche Momente und genauso viele Anstrengende und Nervenaufreibende. Der Glücklichste war für mich der 14. Juni 2016 als wir beim Live-Schalten unserer Crowd-Funding-Kampagne binnen weniger Minuten die ersten 25 Familien als Unterstützer gewonnen hatten. Heute freue ich mich über jede einzelne Feedback-Mail unserer Kunden!
Dominic: Für mich waren die Tests des Prototyps der spannendste Moment. Wir haben einen Tag an der Windelmaschine gearbeitet und bis zur letzten Stunde war es nicht sicher, ob wir am Ende eine Windel haben. Auch ich freue mich über jede Rückmeldung von Eltern zur Fairwindel.

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Wie reagierte Euer Umfeld: Freunde, Bekannte oder große Windelhersteller? Wurdet Ihr auch mal belächelt?

Dominic: Wir wurden mit der Idee am Anfang belächelt. Doch je konkreter das Projekt wurde, desto mehr waren sie überrascht. Oft habe ich auch gehört, dass die Windel aus nachwachsenden Rohstoffen unmöglich ist. Wir zeigen ihnen, dass das Unmögliche möglich ist.

Und im positiven Sinne: Denkt Ihr, dass ihr mit eurem Start-Up oder eurem Konzept von Nachhaltigkeit andere inspiriert habt?

Dominic: Wir haben uns von anderen Ideen wie dem Fairphone oder der Teekampagne inspirieren lassen und hoffen, dass wir durch unser Tun und unsere Werte auch andere Menschen inspirieren können. Wenn die Leute nur über das Plastik in der Windel nachdenken, haben wir schon etwas erreicht.

Wie habt Ihr Kinder und Familie mit eurem Start-Up vereinen können?

Kathrin: Wir legen größten Wert auf optimierte Prozesse und Einbindung zuverlässiger Partner. Unsere Logistik wird bspw. von einer Berliner Behindertenwerkstatt übernommen, so dass wir selbst für den Versand keine Zeit freihalten müssen.
Dominic: Wir sind durch das eigene Unternehmen flexibler und können die Zeit einteilen. Kathrin arbeitet eher früh morgens, während ich eher nachts arbeite. Wir verbringen sehr viel Zeit mit unseren Kindern, die Arbeit kommt aber nicht zu kurz.

Was unterscheidet Euch von anderen “Öko-Windeln”?

Kathrin: Wir verzichten vollständig auf den Einsatz sogenannter Superabsorber. Leider wird über dieses Thema sehr wenig gesprochen, so dass vielen Eltern nicht klar ist, dass auch Ökowindeln zu einem nennenswerten Anteil aus erdölbasierten Materialien besteht.
Unsere große Vision ist eine Windel aus 100% nachwachsenden Rohstoffen.
Dominic: Wir denken unser Produkt im Kreislauf. Wir berücksichtigen jeden Abschnitt des Produktlebens – von den Rohmaterialien, über die Produktion, die Konsumenten bis hin zur Entsorgung, respektive Rückführung in die Natur.

Ihr habt also eine echte Öko-Windel entwickelt. Auf eurem Blog gebt ihr aber Tipps zum Trockenwerden. Ist das nicht ein Widerspruch?

Dominic: Nein, keine Windel ist der beste Umweltschutz!

Wie darf ich mir Eure Forschung vorstellen? Arbeitet Ihr komplett alleine oder gibt es Partner. Woher bezieht Ihr eure Inspiration, neue Dinge auszuprobieren?

Dominic: Die ersten Tests zur besten Stärke haben wir tatsächlich mit den Kindern in der Küche durchgeführt. Inzwischen arbeiten wir mit Partnern zusammen, da der Umfang größer geworden ist. Inspiration finde ich in Gesprächen mit anderen Unternehmern, im Netzwerk oder in Fachartikeln. Es kommt auch vor, dass uns jemand anruft oder schreibt und von einem anderen Projekt berichtet, welches uns helfen kann, unserem Ziel der kompostierbaren Windel näher zu kommen.

Gab es Momente, in denen Ihr gedacht habt: Es geht nicht weiter?

Dominic: Ja, die gibt es immer wieder. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Bei dem Prototyp-Testlauf sah es lange danach aus, dass wir es nicht schaffen, eine Windel herzustellen. Oder später, kurz vor der ersten Auslieferung war ein wichtiges Rohmaterial nicht mehr lieferbar. In solchen Momenten ist es wichtig nach vorne zu schauen, das Problem zu lösen und weiterzumachen.

Was würdet ihr sagen war die wichtigste Säule in der ganzen Zeit von Gründen und Forschen, Zweifel und Freude?

Kathrin: Unsere Kunden! Sie geben uns mit ihren Rückmeldungen Energie. Ohne sie hätten wir es nicht so weit gebracht!

Was ist Eure Vision für die Protestwindel? Was wollt Ihr erreichen?

Dominic: Unsere Vision ist die 100% kompostierbare Windel. Wir haben in den zwei Jahren über 80% geschafft. Wir sind sehr zuversichtlich die restlichen 20% auch zu schaffen. Diese 20% betreffen die Beingummis, ein Vlies und die Klettverschlüsse.
Und auch die Verpackung der Fairwindeln soll schon im nächsten Produktionszyklus umgestellt werden. Wir verwenden dann nur noch Bio-Folie.
Parallel dazu entwickeln wir ein Entsorgungskonzept, um die verwendeten nachwachsenden Rohstoffe wieder in die Natur zurückzuführen. Somit wäre der Kreislauf geschlossen.

Zum Schluss noch eine Frage: Wenn Ihr 3 Wünsche frei hättet, egal wie verrückt sie sind, was würdet ihr euch für Fairwindel wünschen?

Kathrin und Dominic:

  • Leichteren Zugang zu Forschungseinrichtungen und forschenden Hochschulen im Bereich Nachhaltigkeit & Biopolymere.
  • Mehr Unterstützung und Offenheit der Politik zum Thema Nachhaltigkeit. Denn das Thema betrifft uns alle, auch länger als 4 Jahre.
  • Die Welt bereisen, um den lokalen Umgang mit Windelmüll und Müll allgemein genauer zu studieren und Lösungen für Länder zu erarbeiten, die auch ohne professionelle Müllentsorgung funktionieren.

Vielen Dank Euch beiden. Das ist wirklich ein spannendes Produkt und ein aufregender Weg.
Viel Erfolg weiterhin! Wir hoffen zukünftig noch ganz viel von der Fairwindel zu hören.

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